Unser erster Kontakt ist Silu Bitrikoti
Den Kontakt zu Silu haben wir durch unsere Facebook-Beiträge aus dem letzten Jahr bekommen. Silu war vor einigen Jahren selbst Schülerin am Bright Horizon Children´s Home. Ihre persönliche Geschichte werden wir in einigen Tagen hier veröffentlichen.
Sie hat in Indien Optometrie studiert und ist jetzt seit vier Wochen an einer ganz neuen indischen Augenklinik hier in Kathmandu als Optometristen angestellt. Dank Social Media und unkomplizierter Kontaktaufnahmen ist sie natürlich unsere erste Ansprechpartnerin. Wir fahren mit dem Taxi zu ihr. Dort erleben wir eine wirklich gute Augenklinik nach westlichem Standard.
Sie begrüßt uns herzlich und zeigt uns ihr Arbeitsstelle und den Ablauf in ihrer Klink. Wir müssen schnell feststellen, was Augenprüfung in Nepal heißt. Erreicht man eine Sehleistung von 1.0 ist man fertig. Ob noch ein Astigmatismus (Zylinder) korrigiert werden könnte oder ob der Proband noch etwas besser sieht, darauf kommt es hier nicht an. Aufgrund dieser für uns doch recht oberflächlichen Messung stellt die Klinik eine Verordnung aus und der Kunde kann sich dann eine Brille kaufen.
Optometrie auf hohem Niveau
Unser Kontakt zu Silu Bitrikoti war gleich sehr offen und vertrauensvoll. Sie hat uns in der Klinik alles erklärt und wir haben ihren Chef, den Leiter der Klinik, Herrn Dr. Sabin Dhakal, kennengelernt und uns sehr lange und intensiv über Optometrie ausgetauscht.
Das Problem in Nepal ist nicht die eigentliche Sehanalyse. Diese wird von den Kliniken ausreichend gut und nach internationalen Standards gemacht. Doch die Umsetzung der Messwerte in eine vernünftige Brille, das scheint nach unserer Auffassung die große Herausforderung hier in Nepal zu sein.
Daher geht es für uns weiter raus auf die Straßen zu einem Augenoptiker, der mit der Firma Zeiss zusammenarbeitet und von dem wir uns erhoffen, dass er eine recht gute Arbeit macht.
Augenoptik in Nepal
Was uns gar nicht so sehr interessiert, dass sind die Produkte und die Brillengläser, die hier in Nepal im Angebot sind. Wir haben schnell den Überblick und stellen fest, dass es sehr identisch zu dem ist, was es bei uns in Deutschland gibt. Das Preisniveau ist bei den wirklich guten Gläsern sehr hoch, für einen Nepalesen eigentlich gar nicht erschwinglich. Die einfachen Produkte kommen meistens aus China und sind erschwinglich bzw. für unsere Verhältnisse sehr billig.
Doch was uns viel mehr interessiert: wie werden die Brillen angefertigt. Wir schauen uns in den Läden ganz interessiert um und suchen die Werkstatt. Bis wir dann in einem Regal einen Handschleifstein finden, der seine besten Jahre lange hinter sich hat. Ja, das ist sie, die „Werkstatt“ in der tatsächlich die Brillen angefertigt werden. Wie ist das mit der Zentrierung? Nun dass wusste unserer Ansprechpartner nicht so genau, dass weiß der Optometrist, der heute nicht da ist.
Somit ziehen wir weiter, da wir tatsächlich ein weiteres Meeting mit einem Optometristen haben, zu dem Volker über die Hochschule Aalen den Kontakt hergestellt hat. Dafür an dieser Stelle ganz herzlichen Dank, an Frau Prof. Dr. Anna Nagl, die es immer versteht, die richtigen Menschen zusammenzuführen.
Optometriegespräche unter den Augen Buddas
Wir treffen den Optometristen Niranjan Shraran an einem unserer Lieblingsplätze in Kathmandu. An der Stupa Boudhanath.
Bei einem leckeren Mittagessen in einem der schönen Restaurants direkt an der Stupa erfahren wir viele weitere Details zu dem Berufsfeld Augenoptik in Nepal. Nepal hat wie viele angelsächsische Länder die Aufteilung in Opticians, Optometristen und Ophthalmologen. Wobei die Opticans nur Brillen verkaufen und anfertigen, jedoch keine Messungen durchführen. Dafür sind wiederum die Optometristen verantwortlich. Diese sind hier in Nepal meistens direkt in einer Klinik, bei denen die schwerwiegenderen Fälle direkt von Ophthalmologen weitergehend untersucht und behandelt werden.
Da die Messungen jedoch nicht direkt beim Augenoptiker laufen, ist meistens keine direkte Rückkoppelung der Messwerte und des Sehergebnisse möglich. Zudem gibt es für die Opticans keine Ausbildung, wie wir sie in Deutschland aus unserem handwerkliche Bereich kennen. Brillen einschleifen, lernt man einfach von jemandem, der es einem zeigt. Jetzt seit kurzem, berichtet uns Niranjan Sharan, gibt es einen dreimonatigen Kurs, bei dem Grundlagen für Opticians vermittelt werden.
Spontan vereinbaren wir eine Zusammenkunft mit der Nepalese Association of Optometrists, um hier unsere Erfahrungen und unsere Gedanken auszutauschen. Wir sind auf dieses Treffen sehr gespannt und werden berichten.
Am nächsten Tag geht es für uns dann weiter, zu einem weiteren Optician, der qualitativ sehr gut arbeiten soll. Taxi fahren ist für uns inzwischen zu langweilig, wir möchten eher die lokalen Verkehrsmittel nutzen und steigen ein in ein Tempo.
Wie viele Personen gehen in ein kleines Dreiradfahrzeug?
Die Tempos, gesprochen Tempuu, sind aus dem Straßenbild von Kathmandu nicht mehr wegzudenken. Es sind die kleinen dreirädrigen, teilweise elektro getriebenen Kleintransporter, die wir aus Italien kennen. Regulär gehen 12 Personen rein, doch gerne hängen außen oder oben noch mehr Menschen daran. Uns gefällt es. Man kommt für 20 NRP, das sind umgerechnet 18 Cent, durch halb Kathmandu.
So ist es genau das Verkehrsmittel unserer Wahl mit dem wir von unserem Guesthouse nahe Boudha in den Süden der Stadt zu einem Augenoptiker fahren. Der Augenoptiker ist eine Empfehlung von Silu, die für eine Zeit bei ihm gearbeitet hat. Sie denkt, dass er unsere Wünsche recht gut umsetzen kann.
Der Augenoptiker unserer Wahl
Tatsächlich ist es so, dass er uns sehr schnell zeigt, wie er die Brillen bearbeitet. Ja, auch er arbeitet mit einem Handschleifstein und zeigt uns, wie flink und präzise er damit umgeht. Die Gläser werden mit der Schere gebröckelt (vor bearbeitet) und auf dem Handschleifstein von Hand in Form gebracht. Auch die Zentrierung der Brillengläser beherrscht er gut. Er hört jedoch sehr gerne unser Tricks und Erkenntnisse, so dass es ein sehr reger und intensiver Austausch wird. Auch er hat Zeiss-Gläser im Angebot und verfügt sogar über einen Schleifautomat, wie wir ihn aus Deutschland kennen, der allerdings zur Zeit nicht funktioniert. Es fehlt ein Keilriemen, daher soll er in ca. 14 Tagen einen neuen Automaten bekommen. Wir sind gespannt.
Trotzdem ist er der Augenoptiker unserer Wahl und wir werden bei ihm unserer Brillen für die Schüler des Bright Horizon Children´s Home anfertigen lassen.